Burma

Nach einem kurzen Flug von Bangkok nach Yangon mit einer Billigairline betraten wir unser drittes Reiseland. Direkt nach dem Einchecken in einem Gästehaus, machten wir uns auf, um auf dem Schwarzmarkt Geld umzutauschen (Schwarzmarkt 1 Euro = 1600 Kyat: Staatliche Wechselstube 1 Euro = 800 Kyat!). Nach dem Tausch von einigen hundert Euros hatten wir den Rucksack halb voll mit burmesischen Banknoten und waren damit für unsere Weiterreise gewappnet. Am zweiten Tag besichtigten wir die weltberühmte vergoldete Shwedagon-Pagode, in der uns ein Mönch auf deutsch ansprach. Er wollte sich mit uns unterhalten, um seine Deutschkenntnisse aufzubessern. Normalerweise sollte man bei solchen Situationen misstrauisch sein und versuchen Land zu gewinnen, da es sich meist um ein Geschäftsmann handelt, der versucht einen Weg zu finden Einem das Geld aus der Tasche zu ziehen. Da er aber ein Mönch war (und dazu noch ein Echter) hatten wir keine Bedenken und gingen gemeinsam um die Pagode. Nach einer Stunde wollten wir uns außerhalb des Trubels hinsetzen und die Atmosphäre genießen. Er setze sich zu uns und sagte:” So jetzt ist die Führung vorbei. Ich brauche eine Spende, da ich nach Indien gehen will.” Wir waren über die Aufforderung überrascht, wollten aber sein Vorhaben ein wenig unterstützen und gaben ihm, nach einem gescheiterten Versuch ihm zu erklären, dass unsere Reisekasse beschränkt ist (“Wieso sagt ihr mir das. Ihr kommt doch aus Deutschland.”) 5000 Kyat, die er wie faules Obst in der Hand hielt. Er beschwerte sich, es sei zu wenig. Dies war die zweite, noch größere Überraschung. Wir wurden noch nervöser als wir schon zuvor waren und forderten ihn auf das Geld zurückzugeben, damit wir ihm mehr geben konnten. Er zögerte, gab aber die Scheine zurück. Wir erklärten ihm, dass er nun mehr hätte, eine Spende ist freiwillig und nie zu wenig. Danach wollten wir so schnell wie es geht weg von ihm und uns unter die anderen Touristen mischen. Er verfolgte uns und trat dabei Janus in die Versen, rempelte ihn an und versuchte uns anzuspucken. Wir ließen keine Provokation zu, da wir noch länger in Burma bleiben wollten. Hilfesuchend wandten wir uns an zwei ältere Mönche, die jedoch kein englisch sprachen. Das gleiche geschah auch bei einem Polizisten. Erst als wir die Kassiererin am Haupteingang und zwei Fremdenführern in Englisch die Situation schildern konnten, dachten wir Hilfe gefunden zu haben. Unsere Geschichte wollten sie jedoch keinen Glauben schenken, da ein burmesischer Mönch in der Gesellschaft ein sehr hohes Ansehen genießt. Wir vermuteten, dass uns eine Ausweisung drohen würde (und das schon nach zwei Tagen), wenn wir eine solche Person schupsen oder beleidigen würden. Wir baten die drei an der Kasse mit dem Mönch, der bereits wieder aufgebracht hinter uns stand, zu sprechen, in der Zeit verließen wir schnell das Gelände. Durch dieses Ereignis wurde uns ein kleines Stück der Illusion geraubt, dass Burma das netteste und friedlichste Land in Südostasien sei.

 

So waren wir froh am nächsten Tag die Hauptstadt verlassen zu können, da wir bereits ein Busticket zum Inle-See gebucht hatten. Auf der Hinfahrt lernten wir Daniela und Stefan aus Freiburg kennen, mit denen wir die nächsten Tage reisten. Auf einem sehr schönen gemeinsamen Ausflug auf dem See sahen wir zum ersten Mal Frauen mit Halsringen, die uns mehr an Afrika als an Asien erinnerten und schwimmende Gärten, eine Art Gemüsegarten mitten auf dem See, die sehr ertragreich sind und mehrmals im Jahr geerntet werden. Außerdem konnten wir die Bewohner, die in Steltzhäusern leben, bei ihren täglichen Arbeiten beobachten. Nach drei Tagen verließen wir die geruhsame Region und fuhren weiter nach Mandalay, die zweitgrößte Stadt Burmas. Die Stadt war jedoch zu dem Zeitpunkt sehr versmogt und so ging es nach kleiner Sightseeing-Tour weiter nach Hispaw. Das verschlafene Städtchen gefiel uns auf Anhieb und wir blieben trotz unseres knappen 28-Tage-Visums für eine Woche. So hatten wir genug Zeit die Gewohnheiten der Bewohner zu beobachten. Wir stellten fest, dass Methoden und Werkzeuge, die bei uns längst veraltet sind hier noch ihre tägliche Anwendung finden. Zum Beispiel: Wasserbüffel laufen im Kreis über den geernteten Reis, um ihn aus seiner Schale zu befreien: Autos und Busse werden zum Teil mit der Handkurbel angeworfen. Auf einem abgelegenen Markt in Lashio wurde Ursel von mehreren kichernden Marktfrauen festgehalten und musste das traditionelle Gesicht-Make-Up der Burmesinnen über sich ergehen lassen. Gelbe Farbe, die aus gemahlener Baumrinde gewonnen wird, die als Verjüngungskur bzw. als Sonnenschutz gilt.

 

Unsere Route führte uns weiter über Mandalay nach Bagan, wo eines der drei weltweit größten Pagodenlandschaften vorzufinden ist Die ca. 2300 Pagoden auf 5 km² waren das Highlight unserer Burmareise. Mit geliehenen Fahrrädern durchstreiften wir das Gebiet, erklommen einige Pagoden und sahen von dort die schönsten Sonnenuntergänge, wobei die unzähligen Pagoden wie ein Wald wirkten. Nach einigen Tagen ging es wieder zurück nach Mandalay, wo sich der Smog einigermaßen gelegt hatte. So lernten wir die Stadt von einer ganz anderen Seite kennen und erkundeten die vielen großen Märkte. Da bald unser Flieger zurück nach Bangkok ging fuhren wir nach Yangon.

 

Unser Burma-Fazit: ein wunderschönes Land mit bunten Märkten, beeindruckenden Pagoden und freundlichen hilfsbereiten Menschen. Durch die immer größere Touristenzahl wird das Land und die Menschen jedoch unweigerlich verändert.