Indien 2

Nach einer erholsamen Woche in Mamallapuram ging es für uns weiter Richtung Norden. Noch schnell ein Packet in Chennai abschicken, husch husch zu DHL, eine Stunde wegen einer Bronzefigur mit dem Zoll verhandelt, alles klar, macht 100 Euro Versandkosten, uns zu teuer, schnell weiter zur Indien Post. Dort ein Paket gekauft, Sachen verpacken, in Baumwollstoff einnähen lassen, vier Formulare ausfüllen, 20 Euro auf den Tisch legen, so einfach kann Indien sein…

 

Nun ging es weiter nach Konarak. Dazu mussten wir eine Nacht in einem Kakerlakenhotel in Bhubaneswar verbringen, mit dem Zug nach Puri fahren und danach in einen – im wahrsten Sinne des Wortes – MINI-Bus umsteigen. Die letzten 40 km (2,5 Stunden) standen wir eng gequetscht in dem 1,65 m hohen Minibus. Zu allem Überfluss waren an der Decke auch noch kleine Spiegelchen mit Holzrahmen montiert, an denen wir uns ständig die Kopfhaut aufrissen. In Konarak angekommen regnete es in Strömen und so sollte es auch die nächsten drei Tage bleiben. Außer einem Sonnentempel und 2 Meter hohen lebensgefährlichen Wellen gab es hier nichts zu sehen. Dafür freundeten wir uns mit zwei Indern an, die uns über ihre Bräuche, Religion und Gesellschaft aufklärten. Für die Weiterreise nach Varanasi, der heiligen Stadt am Ganges, bekamen wir keine reservierten Zugtickets mehr und mussten daher, so wie die meisten Einheimischen in der Holzklasse Platz nehmen (2. Klasse ohne Platzreservierung mit Holzbänken, von der uns der Reiseführer dringend abgeraten hat – wir dachten es besser zu wissen). Beim Einsteigen war unser Abteil (8 Sitzplätze und 2 Liegen) noch nicht ganz voll und wir dachten uns in der Nacht noch eine “Liege” ergattern zu können. Schon am nächsten Bahnhof war unser Traum vorbei, denn dann stürmten Unmengen von Indern unser Abteil (nun waren es 10 Leute auf den Sitzplätzen und 8 auf den Liegen). Jetzt wussten wir warum die Tickets so günstig waren – 1000 km für 4 Euro. An jedem weiteren Bahnhof quetschten sich immer mehr Menschen dazu – jetzt standen sie auch zwischen den Sitzplätzen, auf dem Gang und hingen sogar an den Eingangstüren außerhalb des Zuges, was man von innen allerdings nur in einer Kurve sehen konnte. Wir konnten nicht mal mehr auf die Toilette gehen und fragten uns wie es die Inder machen werden. Nach 10 Stunden (42 Grad und 85 % Luftfeuchtigkeit) hatten wir erfahren, dass es mehrere Toiletten gibt. Eine Mutter ließ ihr Kind genau zwischen unsere Füße pinkeln. Als wir ihr Klopapier zum wegwischen reichten, wusste sie damit nichts anzufangen. Ein anderer Inder erklärte es ihr und unsere Rucksäcke waren gerettet. Als unser Hintern schon Wund, die Beine taub und die Energie am Ende war, beschlossen wir nach 16 Stunden das Experiment abzubrechen. So landeten wir um 3 Uhr nachts in Gaya, das zufällig im gefährlichsten Bundesstaat Indiens, Bihar, liegt.

 

Am nächsten Morgen machten wir uns sofort auf in das 15 km entfernte Bhodgaya, ein Ort an dem Buddha unter einem Baum seine Erleuchtung fand. Ein Tag später bekamen wir die Rechnung für die Holzklasse – Janus hatte 40 Grad Fieber. Nach Wadenwickeln, negativem Malariatest und einem Beutel voll mit Medikamenten war der Spuk nach drei Tagen vorbei. Nun konnten wir weiter nach Rajgir fahren, wo es heiße Quellen geben sollte. Dort angekommen machten wir uns sofort auf zu den Quellen. Die entpuppten sich allerdings als Flop, denn die Quelle bestand aus sechs Warmwasserhähnen, einem Minipool und tausend hinduistischen Pilgern. So konnten wir es nur fünf Minuten aushalten, da uns Abzocker-Priester auflauerten und alle anderen anstarrten. Nach zwei Tagen reisten wir nun endlich ab, um nach Varanasi zu kommen. Leider gab es wieder nur Holzklassetickets – für eine fünf Stunden Fahrt war das ok. Als der völlig überfüllte Zug ankam, konnten wir nicht einmal mehr einsteigen. So blieb nur die Möglichkeit uns in das Air Condition Abteil zu mogeln. Nach fünf Minuten entdeckte uns der Schaffner und wir mussten einen Differenzbetrag plus 1,20 Euro Strafe bezahlen. So konnten wir gemütlich nach Varanasi tuckern.