Indien 5

Auf der Fahrt von Manali nach Goa machten wir drei Tage Zwischenstopp in Delhi. Die Zeit dort verbrachten wir mit Shopping, Sightseeing und langem pennen in unserem ersten Zimmer ohne Fenster. Die 2214 km nach Goa legten wir mit einem Zug in knapp 39 Stunden zurück, in Europa würde uns eine so lange Fahrt abschrecken, hier jedoch genossen wir die reservierten Sitz- und Liegeplätze und ständig wechselnde Passagiere sorgten für Unterhaltung.

 

In Goa angekommen machten wir uns auf dem Weg nach Palolem, um uns mit Lukasz und Ola aus Leh wieder zu treffen. Nach einer erfolgreichen Zimmersuche erkundeten wir zunächst die benachbarten Strände. Im Gegensatz zu Pauschaltouristen in Goa ist Palolem noch ruhig und verschlafen. Für die nächsten Tage liehen wir uns zwei Roller und fuhren in ein geschütztes Dschungelgebiet, dabei sahen wir wilde Affen, Hirsche, Skorpione, seltsame violetten Krebse und unglaublich schöne Schmetterlinge. Am nächsten Morgen fuhren wir an einen einsamen Strand, den wir uns nur mit heiligen Kühen teilen mussten. Zum Mittagessen holten wir uns ein paar Kokosnüsse von den Palmen und erst nachdem die Sonne im Meer versunken war, fuhren wir nach Hause. Tag darauf stellten wir in unserem Dorf eigenartige Veränderungen fest. Cafes und Restaurants, die noch am Vorabend Gäste bewirteten, waren zum Teil demontiert und Geschäfte, in der Nähe des Strandes, leer geräumt. Die Einheimischen erklärten uns, dass die Bauwerke illegal errichtet wurden oder keine Lizenzverlängerung erhalten haben. Am Nachmittag waren schon Bagger, Polizisten und Inspekteure vor Ort und zerstörten alles was noch nicht abgerissen wurde. Manche Besitzer durften aber ihre Geschäftshäuser eigenartigerweise stehen lassen. Dafür mussten sie wahrscheinlich ein hohes Bakschisch bezahlen... Kaum waren die Bagger abgerückt, begannen die Menschen mit den Aufbauarbeiten. So viel zu der Vorgehensweise der indischen Regierung. Ola und Lukasz blieb der Aufbaulärm erspart, da sie schon wieder nach Hause mussten.

 

Einige Tage später brachen wir auch auf und fuhren mit dem Bus nach Gokarna, 100 km südlicher. Dabei trafen wir zwei Mädels aus Köln. Dort angekommen fanden wir eine günstige Unterkunft 10 m vom schönsten Strand Indiens, dem Om-Beach, entfernt. Nach dem Abendessen stellten wir leicht entsetzt fest, dass wir eine 15-köpfige Kakerlakenfamilie als Untermieter hatten. Nach einer erfolgreichen Zwangsräumung sahen wir eine Ratte in unserem offenen Dachstuhl auf- und ablaufen. Dies war, wie wir in den nächsten Nächten feststellten, ihr allnächtlicher Gang zur Küche. In den vier Nächten in unserem Zimmer sahen wir mehr Ungetier als an einem Tag im Dschungel. Eines Abends schlossen wir uns einer Gruppe Inder an, die glücklicherweise vor ihrer Abreise am nächsten Tag, ihre Spirituosen loswerden wollten. Wir steuerten unseren aus Goa geschmuggelten Rum bei, so dass einem langen, lustigen und aufschlussreichen Abend nichts mehr im Wege stand. Zwei Tage später verließen wir das verregnete Gokarna in Richtung Jog Falls, den höchsten Wasserfällen Indiens. Da es dort ebenfalls regnete waren wir froh unsere Bekannten aus Köln wieder zu treffen, mit denen die Langeweile erträglicher wurde. Die Wasserfälle sind allerdings nicht mehr so spektakulär wie noch vor Jahren, da ein Staudamm erbaut wurde, der die Wassermengen zurück hält. Die Entscheidung weiter zu reisen fiel leicht und wir fuhren für einige Tage nach Kochi, um danach zum Periyar Nationalpark bei Kumily zu gelangen.