Vietnam 1

Nach einer 24 Stunden Fahrt erreichten wir Hanoi und konnten nicht fassen, dass Christoph und Steffi bei uns waren. Selbst nach ein paar Tagen war es komisch die beiden um uns zu haben. Aus der Heimat brachten sie uns neben Neuigkeiten und spannenden Geschichten auch einen Koffer deutscher Unerlässlichkeiten, darunter Käse, Salami, den legendären Christollen von Tante Barbara und selbstgebackenes Vollkornbrot von Papa Guido mit. Hanoi selbst war sehr hektisch, überfüllt mit Motorrädern und die Gehwege im Zentrum zumeist von den Geschäften als Ausstellungsfläche genutzt, so dass wir die meiste Zeit auf der Strasse laufen mussten. Fast alle der Vietnamesen sprachen kein englisch und waren sonst auch nur schlecht drauf. Vielleicht lag es an dem Winter und dem schlechten Wetter. Auf einem Markt sahen wir zum ersten Mal gegrillte Hunde und mussten zweimal hinsehen, um es wahr zu nehmen.

 

Nach vier Tagen waren wir froh die Großstadt zu verlassen und auf Cat Ba überzusetzen zu können. Auf der Insel der Halong Bucht herrschte ähnlich schlechtes Wetter, dafür aber bessere Stimmung. Wir unternahmen einen Bootsausflug und schipperten so einen Tag lang zwischen den skurrilen Felsformationen hindurch, besuchten zwei Höhlen und die Affeninsel. Danach ging es weiter über Hanoi zur ehemaligen Kaiserstadt Hue. Christoph und Steffi taten uns leid, da auch hier Winterwetter herrschte. Ab und zu Regenfälle und das bei 14 Grad. Trotz alldem gefiel uns die Stadt mit ihrer Zitadelle und dem Kaiserpalast ganz gut, noch besser allerdings die Kneipe der Vietnamesin Thu, wo wir Stammgäste wurden. Unsere nächste Station war ein ruhiges Fischerdörfchen mit Häusern aus der Kolonialzeit. Unsere Zimmer in Hoi An waren der Wahnsinn. Für 4,50 Euro gab es ein Zimmer mit Badewanne, TV, Fenster und Kühlschrank. Die Zimmer in Vietnam waren bis dahin sowieso die besten auf unserer Reise - Preis-Leistung Verhältnis unschlagbar. Nach dem uns bekannt wurde, dass Christoph und Steffi 30 kg plus 7 kg Handgepäck pro Kopf frei haben begannen wir verstärkt Souvenirs zu kaufen. Nach drei verregneten Tagen ging es weiter südlich Richtung Nha Trang. Dort hatten wir endlich 25 Grad und Sonnenschein. Da Janus kränkelnd im Zimmer lag fuhren wir zu dritt mit einem Cyclo (Fahrradriskha) zu einem weißen und einem liegenden Buddha. Zum ersten Mal mussten wir keinen Eintritt für eine Sehenswürdigkeit zahlen. Eine besondere Spezialität in Vietnam war die Drachenfrucht, eine mangogrosse, pinkene Frucht die an einem Kaktus wächst, gedeiht besonders in dieser Region. Das leckere süße mit schwarzen kleinen Kernen übersäte Fruchtfleisch erinnerte ein wenig vom Geschmack an eine reife Kiwi.

 

Einige Tage später landeten wir im Kitesurfparadies Mui Ne, wo wir die nächsten acht Tage zum ausspannen blieben. Leider konnte man nur mit Mühe ins Meer gelangen, da die Wellen mörderisch hoch waren. Hatte man es dann doch ins Meer geschafft rasierten die Surfer einem den Kopf. Die nahe gelegenen Sanddünen und der rote Canyon eigneten sich gut für einen Tagesausflug. Die ankommenden Touristen werden dort sofort von einheimischen Kindern belagert, die versuchen eine Rutschunterlage für die Dünen zu einem Wucherpreis zu verleihen. Auch wenn man dies deutlich ablehnt folgen sie einem auf Schritt und Tritt. Nach einer Stunde waren wir entnervt und flohen zum roten Canyon. Der Strand in Mui Ne eignete sich auch hervorragend um in aller Frühe Muscheln zu sammeln. Wir behielten nur einige der schönsten, da wir die Ausfuhrbestimmungen für Muscheln nicht kannten und dadurch Christoph und Steffi nicht in Schwierigkeiten bringen wollten. Die Tage vergingen wie im Flug und schon waren wir in unserer letzten gemeinsamen Station, Saigon. Bei einem Tagesausflug sahen wir eine Art Messe einer Multireligion an, bevor es zu den weltberühmten Cu Chi Tunneln ging. Das 200 km lange per Hand gegrabene Tunnelsystem der Vietkong wurde als Rückzugsraum, Lager, Krankenhaus usw. sehr effektiv im Krieg gegen die amerikanischen Besatzer genutzt und trug letztendlich zum Sieg bei. Da es nur wenige Tage bis zum Abflug waren brach bei uns allen ein Kaufrausch aus. Shoppen, shoppen, shoppen. Man traf sich dann nur noch abends um die Errungenschaften des Tages zu präsentieren und um Einkaufstipps auszutauschen. Nach drei Tagen hatten wir einen Rucksack voll mit Andenken, den die beiden nach Hause schleppen mussten. Am nächsten Mittag hieß es Abschied nehmen von unseren vorerst letzten Heimatbesuchern. Dem schwer beladenen Taxi hinterher winkend konnten wir kaum glauben, dass vier Wochen vorbei und wir wieder allein waren.