Iran 3

Die Grenzformalitäten auf der iranischen Seite gingen recht schnell von statten, es gab nur ein Problem, unsere Pässe wurden uns nicht mehr ausgehändigt. Ab sofort sollte die Polizei bzw. das iranische Militär uns bis zur 550 km entfernten Stadt Bam eskortieren und dabei unsere Pässe einbehalten. In diesem Gebiet sei es laut iranischer Regierung viel zu gefährlich für Ausländer, deswegen sollte wir Begleitschutz bekommen. Klingt ja alles schön und gut. Jedoch hatten wir bereits nach einer Stunde Warterei an der Grenze das Spiel durchschaut. Das Militär ist stinkefaul und obendrein noch verdammt schlecht organisiert. So ließen wir die Beamten mit der Tatsache stehen, dass wir nun ohne Pässe nach Bam fahren würden. Nach 10 km war allerdings Schluss und wir wurden beim ersten Checkpoint unsanft aufgehalten. Zwei weitere Stunden dauerte es dann, bis unsere Pässe und Eskorte organisiert waren und los ging die Fahrt. Da das Gebiet ja so gefährlich ist denkt man, sie wollen einen schnell durchlotsen. Falsch gedacht, alle 25 km gab es einen Eskortenwechsel, der immer wieder seine Stunde in Anspruch nahm bevor es weiter ging. In der Stadt Zahedan, der gefährlichsten Stadt im Iran, werden wir geschlagene drei Stunden von einer Polizeistation zur nächsten gebracht, in der Hitze im Auto sitzen gelassen, während sich die Polizei mit unseren Pässen in klimatisierten Räumen davon versicherte, dass wir Touristen mit gültigem Visa und keine Terroristen sind. Bei über 40 Grad und Ramadan flippen wir aus: während einer Rangelei mit einigen Soldaten gelang es uns einen unserer Pässe an uns zu reißen, dafür wurde Janus dann mit dem Maschinengewehr attackiert. Nachdem sich die Gemüter beruhigt hatten ging es weiter. Nach 12 Stunden und erst 450 zurückgelegten Kilometern hatten wir dann genug und wollten schlafen. Da man uns nicht bei der Polizeistation übernachten lassen wollte, wild campieren ein absolutes No Go war und es weit und breit kein Hotel gab, schupsten wir die beiden Polizisten die rechts und links an unseren Fenstern hingen zur Seite und brausten ohne Eskorte davon. Wir wollten es ihnen heimzahlen und verstecken uns wenige hundert Meter später hinter einem kleinen Hügel auf einem Acker. Die nächsten beiden Stunden konnten wir beobachten, wie Polizeiautos mit Blaulicht und Scheinwerfern nach uns suchten. Allerdings vergeblich und wir hatten eine ruhige Nacht. Ätsch! Am nächsten Morgen fuhren wir dann gemütlich nach Bam und forderten unseren Pass zurück. Für uns ist klar: die Zitrone dieser Reise bekommt das iranische Militär für ihre Dreistigkeit und Unfreundlichkeit!

 

Nun endlich konnten wir wieder die Schönheiten des Irans genießen. Hier hatte sich für uns einiges geändert. Nach über einem Jahr im Linksverkehr ging es nun wieder auf die richtige Seite der Fahrbahn. Der Unterschied zwischen Pakistan und dem Iran war enorm. Waren wir vor einer Woche noch in einem kleinen Lehmhäuserdorf in Belutschistan mit ständigen Stromausfällen und Wasser aus dem Brunnen, gab es hier alles was das westliche Herz begehrt: schlaglochfreie, asphaltierte Straßen, Kühlschränke so weit das Auge reicht und zurückhaltenden, zivilisierte Menschen.

 

Da wir bereits auf der Hinreise alle Highlights des Irans abgeklappert hatten, wollten wir diesmal nur unsere iranischen Freunde vom letzten Jahr besuchen. Als erstes ging es für uns nach Shiraz zu Mohammad, Asal und Tochter Melody. Ihre Wohnung kam uns vor wie in einem Traum: alles blitzeblank sauber, einen wohnzimmerschrankgroßen Kühlschrank mit Eiswürfelmaschine und ein eigenes Gästezimmer. Nach 13 Monaten schweißtreibender Handwäsche gab es nun eine kurze Auszeit und wir wuschen alles was wir hatten in ihrem Vollwaschautomat. Yippie!

Da Mohammad und seine Familie am darauffolgenden Tag zu einer Hochzeit nach Europa flogen wurden wir kurzerhand von einer Freundin Asals eingeladen bei ihr zu nächtigen. Wieder eine supermoderne Wohnung. Nach einem letzten Mittagessen bei Rohas Familie fuhren wir weiter Richtung Teheran. Dort wartete bereits Reza, VW-Werkstattbesitzer, der uns im letzten Jahr bereits einige Runden in seinem Pool drehen ließ. Auch dort wurden wir wieder herzlich empfangen, genossen zwei schöne Abende mit Gegrilltem und Whiskey, benutzen auch hier wieder das Wundergerät Waschmaschine und brachen nach drei Tagen mit neuen Stoßdämpfern (die erst später eingebaut werden sollten) in Richtung iranisch-türkische Grenze auf.

 

In Tabriz wollen wir gerade nach einer Nacht im Elgoli Park zu einem der wenigen Internetcafes aufbrechen als wir von Pensionär Mohammad eingeladen werden. In seiner Wohnung können wir seinen Internetzugang nutzen und nach Wochen ein Lebenszeichen in die Heimat senden. Nach einer Stärkung machen wir uns an ein neues Projekt: Dieselschmuggel. Mohammad hilft uns einige 20l-Kanister aufzutreiben und besorgt uns die ersten Liter Diesel. Bereits in Pakistan hatten wir eifrig Wasserkanister gesammelt, um sie dann im Iran mit dem wohl billigsten Diesel überhaupt zu füllen. Auch wenn der Dieselpreis innerhalb der letzten Monate von 1,3 Cent auf 13 Cent angestiegen war, errechneten wir uns zu dem Abzockerpreis in der Türkei eine saftige Einsparung.

Am Salzsee Orumiyeh machen wir uns dann für den Grenzübertritt am nächsten Tag bereit. Kanister werden abgewaschen, in unserer Box, im Kofferraum unter einer Plane und in der Dachgepäckwanne verstaut. Um den Dieselgeruch im Fahrzeuginneren zu übertünchen zünden wir kurz vor der Grenze noch einige indische Räucherstäbchen an. Sollten die Beamten jedoch einen dieselartigen Geruch wahrnehmen, positionierten wir zwei kleine 6 Liter-Kanister an der Schiebetür als Ablenkungsmanöver. Wir sind nervös, als wir beim iranischen Zollbüro mitansehen wie Beamte Kanister und Flaschen mit Diesel hereintragen, die soeben von Schmugglern konfisziert wurden. Auch unser Bus wird kurz kontrolliert, allerdings hatten wir so einen Saustall im Bus, dass sie wohl keine Lust hatten das Chaos ausräumen zu lassen. Wir werden durchgewunken. Auf der türkischen Seite erfolgt alles reibungslos und ohne Fahrzeugkontrolle. Liegt wohl an der deutsch-türkischen Freundschaft.

 

Kurz nach passieren der beiden Grenzposten ließen wir einen Jubelschrei los: wir hatten es geschafft 248 Liter Diesel (zu unseren 40 Litern im Tank) zu schmuggeln. Ein Ersparnis von ca. 350 Euro. Das sollte für die 3000 km reichen...    

 

Kleine Iran Statistik:

Reisetage: 11 Tage (davon 0 bezahlten Übernachtungsplätze)

Gefahrene Kilometer: 3155 km

Ausgaben: 12,70 € pro Person & Tag

Unfälle: keine

Krankheiten: keine

Busprobleme: man mag es nicht glauben, aber keine!!!