Türkei 5

Nachdem wir Steffi & Christoph beim Flughafen in Antalya verabschiedet hatten ging es für uns zurück nach Cirali. Für uns einer der besten Orte in der Türkei, wo man tagelang direkt am Meer wild campieren kann. Auf dem Weg dorthin nahmen wir mal wieder einen Anhalter mit. Ches aus San Fransisco widerlegte unsere Vorurteile vom oberflächlichen Amerikaner und zu unserer Überraschung teilte er unsere Ansichten über Reisen in muslimische Länder. In Cirali war mittlerweile Nebensaison, kaum noch Normalurlauber, dafür aber eine Reihe deutscher Rentner, die sich ebenfalls am wilden campieren erfreuten. Was wir auf der Reise lernten und sich hier wieder bestätigte, war dass man hier oft die irrwitzigsten Menschen kennen lernt, die man in seinem normalen Leben zu Hause nie angesprochen hätte. Nicht selten treffen wir dabei auf weltoffene und liebenswürdige Zeitgenossen. In Cirali senken wir deutlich den Altersdurchschnitt der Camper und gelten als die Hippies vom grünen VW-Bus. Nach einer guten Woche Sonnenschein, Hängematte und Efes soll unsere Fahrt weiter gehen. Man sagte uns, dass es in den nächsten Tagen hier regnen soll, kaum zu glauben bei dem blauen Himmel.

 

Wir fahren zum Iztusu-Strand bei Dalyan. Enttäuscht stellen wir dort fest, dass der Strand Eintritt kostet und ein dortiges übernacht Parken verboten ist. Wir drehen genervt um und biegen in Wald auf eine unbekannte Straße ab. Am Ende dieser Straße gelangten wir zu einem super Aussichtspunkt oberhalb des Strandes. Ein perfekter Ort zum nächtigen. Am Abend zieht ein heftiger Wind auf und wir verstauen alles im Bus. Kurz danach fallen die ersten Regentropfen. Die nächsten Tage fahren wir ziellos hin und her, was soll man sonst im Dauerregen machen? Eine Besserung ist nicht in Sicht und das halbe Land steht unter Wasser. Einen Schlafplatz in einem Acker zu finden ist aussichtslos, ein einziges Schlammloch. Die Aussichten für die nächste Woche stehen schlecht und so fahren wir früher wie geplant nach Istanbul. Auf dem Weg dorthin machen wir einen ungeplanten Zwischenstopp in Bursa. Nicht irgendwelche Sehenswürdigkeiten zwingen uns zum Halten, sondern ein dickes Schild auf dem steht: BAUHAUS. Das gibts doch gar nicht. Wir halten und schlendern zwei Stunden, natürlich ohne etwas zu kaufen, durch den Baumarkt. Wir fahren weiter, dann die nächsten Schilder: IKEA und MEDIA MARKT. Wir sind platt. Nach weiteren Stunden mit aufgerissenen Augen und offenem Mund sind wir fix und fertig. Am Abend können wir kaum einschlafen, so reizüberflutet sind wir.

Am nächsten Morgen verlassen wir nach fast anderhalb Jahren Asien und setzen mit der Fähre über auf den europäischen Teil Istanbuls. Wir winken noch mal von der Fähre unserer schönen Zeit hinterher und freuen uns nun wieder in unserer Hochzeitsstadt zu sein, in der Stadt wo alles began.

Die letzten Wochen hatten wir Email-Kontakt mit Esther & Markus aus Speyer, die mit ihren Motorrädern auf dem Weg nach Nepal sind. Wir kannten uns zwar nicht, aber Spey´rer halten, besonders in der weiten Welt, zusammen. Ein blind date sollte irgendwo an der Küste erfolgen. Nun waren wir allerdings früher in Istanbul und hatten ein Treffen bereits aufgegeben, als wir nichts ahnend in der 15 Millionen Metropole in einem Sträßchen zwei Motorräder an uns vorbei fahren sahen, die kurz danach an einer Ampel halten mussten. Ein kurzer Blick: deutsches Kennzeichen, langes Haar, sowohl Mann als auch Frau, das müssen sie sein. Und Tatsache: es waren Esther & Markus die soeben Istanbul verlassen wollten. Was für ein Zufall. Sie drehten nochmal für eine Nacht um und wir konnten bei Pide & Efes unsere Tipps & Geschichten zum Besten geben.

 

Istanbul gefällt uns wieder super. Eine tolle Stadt, in der so manches anders ist. So zum Beispiel der allzu beliebte Döner. Dieser besteht hier aus einem halben Weißbrot, mit wenigen Streifen Hühnchenfleisch, wo sich ein paar Pommes dazwischen mogeln. Eine trockene Angelegenheit, also noch einen Klacks Ketschup & Majo oben drauf. Das Ganze ist dann für den Spottpreis von 0,80 € zu erhalten.

Eine weitere Abnormalität Istanbuls sind die herumstreunernden Katzen. Wo sonst herrenlose Hunde die Stadt unsicher machen, werden die Katzen hier überall geduldet, sei es mitten in der Warenauslage oder am Tresen einer Kneipe. Nationalsport der Istanbuler ist das Angeln. Auf der Galatabrücke stehen jeden Tag Hunderte von schnurrbärtigen Hobbyanglern. Kaum zu glauben, dass bei dem ganzen Fährbetrieb und Kreuzfahrtschiffen überhaupt noch Fische im Wasser sind. Jedoch können wir immer wieder mit ansehen, wie halbwegs grillbare Fische am Haken zappeln.

  

In Istanbul musste einiges organisiert werden: unser Laptop ließ sich nicht mehr hochfahren, wir wollten uns zum letzten mal mit VW-Teilen eindecken, das Problem unseres unangemeldeten und TÜV-losen Fahrzeugs musste vor Eintritt in die EU geklärt werden (dazu Näheres im nächsten Reisebericht), unser Hochzeits-Herbergsvater Ilker wollten wir wieder sehen und zu guter Letzt mussten wir unsere zerrissene und löchrigen Klamotten durch Neue ersetzen.

Zuvor zogen wir allerdings von unserem Bus zu Türkin Ceyda ins Kneipenviertel Taksim. Ceyda hatten wir im März im indischen Kolkata kennen gelernt. Sie war dort mit dem deutschen Robert unterwegs, denn wir 2010 in Pakistan als Anhalter mitgenommen hatten. In ihrer WG mit zwei deutschen Erasmus-Studenten gab es endlich wieder die langersehnte Waschmaschine, uneingeschränkter Internetzugang und ein warmes Bett.

Nachdem es jetzt schon über eine Woche dauerregnete und ein ständiger Wind pfiff, war es nur eine Frage der Zeit, bis wir uns eine Erkältung zuzogen. Nur gut, dass wir bei Ceyda uns aufkurieren konnten und nicht im Bus am Straßenrand Mitten in Istanbul.

Nach 13 Tagen hatten wir unsere To-Do-Liste abgearbeitet, einige Couchsurfing-Plätze auf dem Weg nach Deutschland klar gemacht und uns erholt. Auf zum Endspurt: Osteuropa wir kommen!

 

Kleine Türkei-Statstik 2:

Reisetage: 56 Reisetage (davon 10 bezahlte Schlafplätze)

Gefahrene Kilometer: 4175 km

Ausgaben: 12 € pro Person & Tag

Unfälle: keine

Krankheiten: Erkältung (bei beiden)

Busprobleme: keine

Highlights: Entspannen auf der Blauen Reise, Sonne pur in Cirali, unser Istanbul