3: Armenien

22.10.2017

 

Uns ist bekannt, dass bei der Einreise nach Armenien neben einer Straßensteuer auch noch eine KFZ-Versicherung zu entrichten ist. Wir hoffen bei einem weniger frequentierten Grenzübergang vielleicht beides nicht bezahlen zu müssen. An der Grenze angekommen, sind wir das einzige Auto und fahren sofort zum winkenden Grenzbeamten vor. Nach fünf Minuten sind wir bereits aus Georgien ausgereist und fahren die 20 Meter weiter zu den bereits wartenden armenischen Grenzbeamten. Ab hier muss Janus allein mit dem Auto weiterfahren, während Ursel in ein Gebäude zur Passkontrolle umgeleitet wird. Leider vergessen sie, nach einem herzlichen „Welcome to Armenia“, nicht uns die 36 Euro Straßensteuer abzuknöpfen. Eine beachtliche Summe für eine zweiwöchige Straßenbenutzung in einem armen Land. Man rechne das mal für ein Jahr hoch.... Von einer Versicherung ist zum Glück erst gar nicht die Rede und so können wir nach 20 Minuten und mit ca. 20 gesparten Euros weiter fahren.

 

Nach wenigen Kilometern halten wir für einen Nachmittagstee bei einer kleinen Kirche auf einem Hügel. Nach kurzer Zeit kommt ein Mercedes angefahren. Es steigen ein junger Mann und wohl seine Mutter aus. Aus dem Kofferraum werden zwei Hühner ausgeladen. Sie sind hier um diese zu opfern. Zuerst laufen sie dreimal gegen den Uhrzeigersinn mit den Hühnern und dem Messer um die Kirche, bevor den Beiden an einem Steintisch der Kopf abgeschnitten wird. Leider können wir kein armenisch um nach den Hintergründen zu fragen. Kaum sind sie weg, kommt wieder ein Mercedes angefahren. Diesmal steigen drei Frauen und ein Mann aus und haben ein Huhn dabei. Das gleiche Spiel beginnt von vorne. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern malen sich sich gegenseitig mit dem Blut des Huhns ein Kreuz auf die Stirn. Sie sind sehr freundlich und wir versuchen uns mit ihnen zu verständigen. Leider ohne Erfolg. Schade.

 

 

Armenien ist für uns in erster Linie ein Transitland von Georgien in den Iran. Für die Woche, die wir bleiben wollen, haben wir keinen Reiseführer dabei und reisen nur mit einer Landkarte, in die wir uns ein paar Highlights bereits zu Hause markiert haben. So fahren wir über die Stadt Vanadzor, wo wir unsere letzten georgischen Lari tauschen, weiter zum Sevan See. Von dort aus sehen wir in einiger Entfernung vulkanähnliche Berge. Spontan entscheiden wir uns dort hin zu fahren. Auch wenn unsere Karte keine Wege auszeichnet, wollen wir uns ab dem Ort Lernanist offroad durchschlagen. Am Abend erreichen wir auf 2500m Höhe unser Nachtlager. Es ist eisig kalt und wir benutzen zum ersten Mal unsere Daunenschlafsäcke. Unsere Standheizung wollen wir nicht die ganze Nacht durchlaufen lassen. Muss ja nicht sein, wenn man sich gut einpacken kann. Am nächsten Morgen erkunden wir die Berge zu Fuß und halten Ausschau nach einem Weg bzw. einer Autospur. Wir fahren zunächst 2 km wieder zurück und schlagen uns dann durchs Gelände. Auf den Bergen liegt bereits Schnee und wir kommen nach einigen Kilometern an verlassenen Sommerlagern der Kuh- und Schafhirten vorbei. Immer wieder müssen wir aussteigen und nach einem Weg suchen, Steine aus dem Weg räumen und die Position mit Hilfe unseres GPS korrigieren. Am Nachmittag beginnt es dann leicht zu nieseln und wir verlassen bei Zar wieder das offroad Gelände.

      

Wir fahren noch wenige Kilometer weiter bis kurz vor die Hauptstadt Yerevan. In der Dämmerung finden wir einen eher schlechten als rechten Platz in der Nähe einer Müllkippe und übernachten dort. Bevor wir am nächsten Morgen in die Stadt fahren, wollen wir uns nach drei Tagen ohne Dusche mal wieder frisch machen. Wir sind gerade dabei uns nackt vor unseren Bus zu stellen als ein Polizeiauto über die Buckelpiste angefahren kommt. Ah verdammt. Schnell was überziehen und den Beamten versichern, dass wir in wenigen Minuten weg sind. Sie sind positiv gestimmt, zeigen nochmal auf ihren Feldstecher und dampfen zufrieden ab. Wir duschen uns in Windeseile, was bei einer Außentemperatur von 10 Grad auch ratsam ist. Kaum sind wir angezogen, kommt wieder ein Polizeiauto, diesmal mit anderen Polizisten, das uns verjagen will. Nun gut, so toll ist der Platz hier auch nicht und wir fahren los.  

Yerevan ist wohl eine der unspektakulärsten Hauptstädte überhaupt. Die meisten Gebäude wurden abgerissen und neu aufgebaut. Es gibt so gut wie keine historischen Gebäude und auch eine alternative Szene suchen wir vergeblich. Wir statten dem Museum of Modern Art einen kurzen Besuch ab, das sich unscheinbar im Erdgeschoss eines Wohnblocks befindet. So viele Besucher hat das Museum wohl nicht, den die Frau vom Eingang läuft erst vor uns her, um die Lichter anzuschalten und dann wieder auszuschalten.

Wir schlendern den Tag durch die Stadt und fahren am späten Nachmittag zum Kloster Khor Virap weiter, eines von zahlreichen Klöstern in Armenien. Das besondere des Klosters ist die Lage. Denn es liegt direkt an der türkischen Grenze und man kann von dort fantastisch auf den 5310 m hohen Berg Ararat blicken. Wir bleiben für einen Sonnenuntergang und einen Sonnenaufgang dort und fahren weiter zum Kloster Noravank, das am Ende eines tollen Canyon auf einem Hügel thront.

 

Oft denken wir, dass wir die einzigen Touristen im Land sind, bis man mal wieder an ein Kloster kommt. Dort wimmelt es dann von Reisegruppen. Wir parken unser Auto und werden sogleich zur Attraktion. Erst beantworten wir die Fragen einer armenisch-schwedischen Familie, dann die einer ungarischen und im Anschluss einer deutschen Reisegruppe. Wir geben immer gerne Auskunft und zeigen, dass es nicht viel bedarf in die weite Welt zu ziehen. Am Ende nehmen wir noch ein junges ukrainische Paar als Anhalter mit und nächtigen dann auf einer Wiese am Fluss.

Bevor wir in den Iran fahren decken wir uns noch im Supermarkt ein. Dieser hat eine Verkaufsfläche von ca. 200 m² und ist für armenische Verhältnisse riesig. Normalerweise kaufen wir in kleinen Tante Emma Läden ein. Während die Gemüseabteilung 3 m in Anspruch nimmt, bekommt das Vodkasortiment 5 m der Verkaufsfläche.

 

Zwei Tage fahren wir weiter auf der alten armenischen Seidenstraße in Richtung Iran. Unendliche Serpentinenstraßen führen uns auf zum Teil miserablen Straßen, so dass wir nur 40 km/h fahren können, hoch und wieder runter. Wir ziehen mittlerweile eine Schotterpiste der Straße vor, die nur noch wenig mit einer Straße gemein hat. Asphalt von dem nur noch 50% übrig ist und steile Abbruchkanten sind kein Fahrvergnügen.

Dafür durchfahren wir öfters riesige Schafherden, die nach dem Sommer nun in tiefere Lagen geführt werden. Ein tolles Fotomotiv.

 

Nach 8 Tagen verlassen wir Armenien und reisen in den Iran ein. Wir sind gespannt, ob und wenn ja, sich der Iran seit unserem letzten Besuch im Jahr 2011 verändert hat. Doswidanja Kaukasus! Salam Orient!