5: Iran (2)

20.11.2017

 

Während Pascale & Thomas sich entscheiden doch wieder mit ihrem VW Crafter zurück Richtung Heimat zu fahren, versuchen wir mit noch ein paar weiteren Versuchen die Luft aus Silvesters Dieselleitung zu bekommen. Um den Erfolg oder Misserfolg der Reparatur festzustellen, bedarf es immer wieder einer Probefahrt. Dazu fahren wir raus aus Yazd in nordöstliche Richtung - es geht raus in die Natur. Erste Zwischenstation machen wir im kleinen Örtchen Kharanaq, das mit seiner schön restaurierten Karawanserei und seinen eingefallenen Lehmhäusern ein nette Station zum pausieren ist. Bereits dort ist schon wieder Luft in Silvesters Leitung. Bevor wir wieder losfahren entlüften wir zum gefühlten 100 mal die Dieselleitung und weiter geht's in die karge Wüstenlandschaft des Irans. Am späten Nachmittag biegen wir von der Hauptstraße ab und steuern auf eine Gebirgskette zu. Nach zehn Kilometern über eine Piste erreichen wir ein kleine verlassene Rangerstation und parken unweit davon versteckt hinter einem Berg. Bei Anbruch der Dunkelheit ist es endlich so weit: unser erstes Lagerfeuer mit Glut-Kartoffeln und Würstchen am Spieß. So haben wir uns das vorgestellt!

 

Am nächsten Morgen durchwandern wir einen der vielen Canyons und entdecken eine persische Hornviper– eine eher ungefährliche Schlange. Es ist so wunderbar still hier und wir genießen die Bewegung in der Natur. Hier gibt es so viele Canyons zu durchwandern, dass wir weitere Tage hier bleiben wollen. Am dritten Tag hören wir ganz unerwartet einen LKW in der Stille. Ein Wassertanklaster mit einem Ranger, der sich wohl ganz schön erschreckt hatte, hier in der Einsamkeit auf zwei deutsche Touristen zu stoßen. Er ist für das Auffüllen der Wassertränken für die Steinböcke verantwortlich und teilt uns in Farsi mit, dass man hier nicht übernachten darf. Also packen wir etwas traurig zusammen und fahren aus seinem Gebiet und über die Hauptverkehrsstraße für die Nacht hinter einen Berg. Beim morgendlichen Spaziergang entdecken wir in der Ferne gelbe Berge, die wir mit dem Bus erkunden wollen. Nach zehn Kilometern ist es dann Gewissheit: die gelben Berge sind eine wunderschöne Dünenlandschaft. Wow, toll, Wahnsinn! So ein riesiges Gebiet mit Dünen hatten wir noch nie gesehen. Und niemand da. Stille. Einsamkeit. Kopftuch runter. Verkleidung aus. Nackt um den Bus rennen. Wie wunderbar!

 

Abends legen wir uns vor unseren Bus, starren eingemummelten in unsere Decken auf den tollen Sternenhimmel, zählen die Sternschnuppen und freuen uns über tierischen Besuch. Ein kleiner Wüstenfuchs (Fennek) schaut vorbei, hatte er wohl unsere Essensdüfte gerochen. Nach drei Tagen in der Abgeschiedenheit entdecken wir hinter ein paar Dünen ein kleines Camp. Menschen! Schnell hin. Mal sehen was die hier machen. Die Offroadgruppe bestehend aus sieben Leuten aus Teheran sind bereits eine Woche in den Dünen unterwegs und freuen sich uns zu sehen. Wir quatschen kurz und laufen dann über die Dünen weiter. 


Nach vier Tagen in der Stille sind unsere Essensvorräte und vor allem unsere Wasservorräte aufgebraucht und wir verlassen erholt dieses wunderschöne Gebiet wieder in Richtung Yazd. 

Die Wüste ist nicht nur Sand:

Zu Hause in Deutschland hatten uns drei Monate vor unserer Abfahrt Heidi & Valentin aus Darmstadt angeschrieben. Sie würden auch wie wir Richtung Asien aufbrechen und vielleicht könnten wir uns ja mal zwischendurch treffen. Nach zwei Treffen in der Vorbereitungszeit in Deutschland war das Eis schnell gebrochen und wir freuten uns nun endlich nach 8000 km die beiden in Yazd zu treffen. Die Freude war riesig bei uns. Endlich Leute die uns kennen, wo man nicht erklären muss wer man ist und gleich wieder auseinander geht und das wars dann. (www.climbeast.blogspot.com)

 

Und endlich hatte Janus in Valentin jemanden gefunden mit dem er die Luftproblematik in Silvesters Leitung besprechen konnte. Nach einem halben Tag sind wir der Meinung das Problem gelöst zu haben und Janus macht sich voller Tatendrang an den Austausch der bereits beim Kauf von Silvester verschlissenen Antriebswellenmanschette sowie das untere Tragegelenk. Während Janus zwei Tage daran herumschraubt, erreichen nach und nach immer mehr Overlander den Parkplatz vorm Silk Road Hotel. Da ist ein spanisches Pärchen, das mit ihrem 3er Golf auf dem Weg nach Kirgisistan ist, um das Auto dort einer Hilfsorganisation zu spenden. Bis dahin wohnen und schlafen sie allerdings noch in ihrem Gefährt. Dann Martin aus Rosenheim, der mit seinem Motorrad auf dem Weg nach Dubai ist und seine Katze Mogli an Bord hat (www.instagram.com motomogli). Sabine und Uwe aus Waiblingen, zu zweit auf einem Motorrad, die wir ganz bestimmt wieder im Oman treffen werden (www.followthebluesky.de). Eine Schweizer Familie mit einem Allrad-Renault aus dem Jahr 73. Pierre und Terese aus Frankreich mit ihrem Toyota Land Cruiser. Olivier und Dorian aus Frankreich, die gerade mit ihrem Allrad-Sprinter auf dem Heimweg von der Mongolei sind (https://objectifbering.travelmap.net/). Sowie Szymon aus Polen, der alleine mit seinem Toyota seit Jahren durch die Welt fährt. Eine herrlich bunte Truppe. Seit langer Zeit haben wir nicht mehr so viel gelacht wie mit diesen ganzen Reisenden.

 

Während wir uns noch ein letztes Fläschchen Wodka für das Wiedersehen mit Heidi & Valentin aufgehoben haben, hatten die beiden auch eine Überraschung für uns vorbereitet. Am Abend kochen sie Käsespätzle für uns. Richtige Spätzle mit selbstgemachten Teig und Spätzlereibe. Mega lecker! Verrückt was manche so mitnehmen auf ne Reise. Und selbst Sabine & Uwe aus dem Schwabenländle haben eine auf ihrem Motorrad dabei.  

Nach vier Tagen verlassen wir Yazd und fahren gemeinsam mit Heidi & Valentin zurück zu unseren Dünen. Valentin hat bereits Offroaderfahrung und so ist Janus froh um einige wertvolle Tipps. So lernen wir, dass man bereits früh morgens, wenn der Sand noch härter ist, über schwierige Passagen kommt. Leider scheitert Silvester bereits an der ersten schwierigen Stelle. Mit der Luft in der Leitung, die ein paar Kilometer nach Yazd schon wieder da war, fehlt eindeutig die Kraft.

 

In den Dünen ist es zu Beginn wieder wunderbar still und wir ganz alleine. Jedoch ändert sich das schnell als wir auf eine Düne laufen und einige Dünen weiter zwei Jeeps und eine Gruppe mit Iranern entdecken. Es ist Freitag, also Wochenende und eine Gruppe verbringt den Nachmittag in den Dünen. Und wie das im Iran so ist, kommt man nicht um eine Einladung herum. Nach einer Anstandsportion Hühnchen mit Brot und einen abschließenden Tee, tanzen wir zu iranischer Musik und werden mit Karacho über die Dünen zurück zu unseren Bussen chauffiert. Nur Achterbahnfahren ist schöner bzw. schlimmer.

 

Am nächsten Tag steht Fahrtraining auf dem Programm. Und nachdem wir das Gaspedal ein wenig frisiert haben, hat Silvester plötzlich mehr Power und kommt schon viel weiter wie noch am ersten Tag. Es macht richtig Spaß die ersten Spuren in den Sand zu fahren, über kleinere Dünen zu heizen und selbst Ursel macht ihre ersten Fahrversuche im Sand. In der Mittagssonne errichten wir unser Camp für die Nacht und bereiten draußen mit dem Gaskocher Pfannkuchen zu. Total cool! In der Wüste Pfannkuchen mit deutscher Sprühsahne zu essen!

Am Abend sitzen wir dann wie am Vorabend wieder am Lagerfeuer und müssen uns ständig wenden. Nachts ist es nämlich eisig kalt und das Feuer mit seiner Hitze ein krasser Gegenpart.

 

Am darauffolgenden Tag geht es über eine verlassene und sehr fotogene Dattelplantage zurück nach Yazd.