30: Iran 5

31.03.2019

 

Willkommen im Jahr 1398 ! Nowruz Mubarak – ein frohes neues Jahr !

 

Wir reisen während der Neujahrsfeierlichkeiten in die Islamische Republik Iran ein. Zum fünften Mal bereits. Während die Tage mit Eskorte und der ärgerliche Grenzübertritt auf der pakistanischen Seite noch in unseren Knochen steckt, stellen wir uns innerlich schon mal auf noch mehr Chaos auf der iranischen Seite ein. 2011 hatten wir extrem schlechte Erfahrungen mit dem iranischen Militär gemacht und machen uns nun auf das Schlimmste gefasst.

 

Aber Unverhofft kommt oft und das Gegenteil ist der Fall. Die Iranischen Grenzbeamten sind super freundlich und heißen uns mit einem breiten Grinsen willkommen in ihrem Land. Hamid, ein Iraner, der an der Grenze eine kleine Touristeninformation betreibt, hilft Overlandern kostenlos beim Grenzübertritt. Wir dackeln ihm einfach brav hinterher und machen was er uns sagt. So schnell wie er die Sachen organisiert können wir gar nicht schauen und ratz fatz steht schon eine Eskorte für uns bereit. Wir werden auf iranischer Seite nicht mehr bis nach Bam (400 Kilometer), sondern nur noch ins 100 Kilometer entfernte Zahedan eskortiert. Wir weisen Hamid, der uns mit seinem eigenen Auto folgt, darauf hin, dass wir kaum noch Diesel haben und es nicht mehr bis Zahedan schaffen werden. Ja ja, kein Problem, wir sollen erst mal los fahren und dann sehen wir weiter. Eine typisch asiatische Denkweise. Lass das Problem kommen, dann kümmern wir uns darum.

 

30 Kilometer später stehen wir an einem Militärcheckpoint und schlagen Alarm. Wir brauchen Diesel. Jetzt. Aber kein Problem. Wir sind ja im Iran und der schwimmt förmlich im Diesel. Wir bekommen von den Soldaten einen Kanister mit drei Litern gebracht und kippen ihn in unseren Tank. Währenddessen beobachtet ein iranischer LKW-Fahrer uns und saugt mit einem Schlauch 20 Liter aus seinem Tank in einen Kanister und bringt ihn uns. Welcome to Iran - sagt er noch und verschwindet dann so schnell wieder, wie er aufgetaucht ist. Iraner sind einfach super hilfsbereit.

 

Wir fahren weiter nach Zahedan. Die Eskorte ist plötzlich verschwunden. Aber Hamid hat unsere Pässe und das Carnet in seinem Auto. Er bringt uns zu einer Tankstelle, dessen Besitzer allen Ausländern so viel Diesel schenkt wie sie wollen. Das ist ja wie Weihnachten heute !

Wir füllen unseren Tank randvoll sowie alle Kanister und Behälter. 110 Liter für umsonst.

 

Aufgrund des Wertverfalls des iranischen Rials kostet ein Liter Diesel derzeit umgerechnet zwischen 2 und 4 Cent. Unsere 110 Liter kosten den Tankstellenbesitzer gerade mal 2,20 Euro. Und trotzdem freuen wir uns riesig.

Wir bedanken uns bei Hamid für seine tolle Hilfe und düsen weiter.

Der Iran kommt uns von Pakistan aus kommend so zivilisiert, sauber und ruhig vor. Auf der Straße wird nicht gehupt, Frauen und Männer laufen Händchen haltend und lachend durch die Straßen und der Müll kommt fast immer in die Tonne. Wie gut das tut, so ein bisschen Normalität.

 

Wir verbringen eine ruhige und entspannte Nacht in Freiheit. Keine Eskorte mehr zu haben fühlt sich toll an. Bevor wir weiter fahren können, müssen wir noch die Auspuffhalter tauschen, die sind nämlich zum gefühlt hunderten Mal auf der Reise gerissen. Wir sind immer noch angeschlagen und so kostet uns die eigentlich kleine Reparatur enorm viel Kraft. Janus legt sich hinten wieder schlafen, während Ursel aufs Gas drückt.

 

Am Nachmittag kommen wir in Kerman an. Tauschen im Hotel Akhanvan ein paar Dollar und treffen auf zwei Overlander aus Österreich bzw. München (goneforadrive.com)

Wir schlafen außerhalb der Stadt wieder in endloser Weite und Einsamkeit. Der Iran hat einfach so viel Platz und Schlafplätze zu finden ist fast nie ein Problem.

 

Am nächsten Tag kommen wir in Yazd an, unsere Lieblingsstadt im Iran. Hier wollen wir eine kleine Pause einlegen, denn seit acht Tagen sitzen wir nonstop im Auto. Die Beine müssen mal bewegt werden und eine Dusche wäre auch mal wieder toll. Wir parken wie immer vorm Silk Road Hotel. Besitzer Ali erkennt uns sofort wieder und begrüßt uns herzlich.

In der Stadt ist die Hölle los. Iraner nutzen die Neujahrsferien, um ein wenig ihr Land zu entdecken. Die Stadt ist ausgebucht und wir sind froh unser eigenes Bett dabei zu haben. Auch hier treffen wir mal wieder auf andere Reisende mit dem Auto.

Yazd wird unser einziger richtiger Stopp im Iran sein, denn wir wollen ja zügig nach Hause fahren. So nutzen wir nochmal jede Minute, um über den Basar zu schlendern, leckeres iranisches Essen auszuprobieren, uns mit unserem iranischen Freund Said zu treffen und das Wlan des Hotels für unsere Organisation unserer Weiterreise zu nutzen. 

Nach drei Tagen fahren wir weiter Richtung Norden. Halten noch für einen kleinen Stopp in der Töpferstadt Meybod, schauen den Handwerkern auf die Finger und schleppen weitere Souvenirs zurück in unseren Bus. Der platzt bald wirklich aus allen Nähten.

 

Wir kommen auf den iranischen Straßen gut voran. Der Verkehr ist im Vergleich zu Pakistan und Indien total human und an vereinzelten Mautstellen werden wir oft nur durch gewunken. Da Silvester nur einen 70 Liter Tank hat, steuern wir jeden Tag eine Tankstelle an. Tanken im Iran ist nicht so einfach wie man sich das vorstellt. Denn damit überhaupt Diesel aus der Zapfsäule sprudelt, muss diese zuvor mit einer sogenannten Diesel-Card freigeschaltet werden. Als Touristen besitzen wir so eine nicht. Kraftstoff ist zwar im Iran reichlich vorhanden, jedoch bekommt jeder Haushalt oder LKW-Fahrer nur ein gewisses Kontingent. An Tankstellen müssen wir dann entweder den Tankstellenbetreiber (die auch manchmal im Besitz einer Karte sind) oder einen Truckdriver darum bitten uns ein paar Liter auf ihrer Karte zur Verfügung zu stellen. Manchmal geht das recht schnell, manchmal muss man schon eine halbe Stunde oder länger warten, bevor sich einer erbarmt. 

Wir fahren weiter und weiter, immer Richtung Nordwest. Das Wetter wird unbeständiger, kälter und regnerisch. Wir sind daher froh eine letzte Nacht vor dem Grenzübertritt in die Türkei auf einem Campingplatz mit heißer Dusche stehen zu können. Mal wieder für Ausländer kostenlos.

 

Gut ausgeschlafen machen wir uns am nächsten Morgen auf zur 230 Kilometer entfernten Grenze. Kurz davor tanken wir noch einmal alles was geht voll.

Wer vom Iran in die Türkei oder den Irak einreist, muss seit einiger Zeit für den ausgeführten Diesel eine Steuer zahlen. Wir sind gerne bereit dies zu tun, denn selbst dann ist der Sprit immer noch günstiger als in der Türkei.

An der Grenze will aber dann doch niemand von uns die Steuer und wir reisen problemlos innerhalb von 30 Minuten aus. Mal wieder Glück gehabt.

 

Schade, dass wir dieses Mal nur so kurz da waren. Der Iran ist ein wundervolles Urlaubsland, das viel an Natur, Kultur und Architektur zu bieten hat. Hier gibt es unserer Meinung nach die ursprünglichsten Basare, die schönsten Moscheen und endlose Weiten in der Wüste. Und dennoch ist unser Highlight des Irans diese ganz besonderen, gastfreundlichen und höflichen Menschen. Ihr Verhalten kam uns immer wieder so elegant und fein vor. Keine Spur von Banditen oder Terroristen.

Da können wir nur empfehlen: switch off television and visit the great IRAN !