Indien 10

Nach einem zweistündigen Flug landeten wir in der Hauptstadt der Andamanen & Nicobaren, in Port Blair. Aus der typisch indischen Stadt wollten wir so schnell wie möglich weg. Ein Fährticket auf eine der vielen tropischen Inseln zu bekommen stellte sich allerdings schwieriger heraus, als wir dachten. Die Fähren zu unseren favorisierten Inseln waren schon voll und so gingen wir auf den Kompromiss Neil Island ein.

Die Insel war einfach toll, mit einsamen, weißen Stränden, bunten Fischen, netten Einheimischen und viel Ruhe. So blieben wir sieben Tage dort, kurvten mit Fahrrädern zwischen den Reisfeldern und Stränden umher, grillten frischen Fisch und wälzten uns im warmen Sand. Beim Schnorcheln entdeckten wir Muränen, Delfinen, Schildkröten, Barrakudas und sogar eine Seekuh! Nach dieser entspannten Zeit ging es weiter auf die touristische Insel Havelock. Dort hausten wir in einer Hütte unter Palmen in einer Party-Anlage. In den drei Tagen dort fuhren von einem paradiesischen Strand zum nächsten und suchten nach einer weiteren Seekuh. Leider vergeblich. Dafür sahen wir aber einen drei Meter langen Stachelrochen und riesige Fischschwärme. Der Nachteil an den Bilderbuchstränden sind die lästigen Sandfliegen, deren Bisse unendlich jucken. Ursel hatte drei Wochen lang mit 50 Bissen zu kämpfen. Von Havelock ging es über Port Blair weiter nach Wandoor, dem Tor zum Mahatma Gandhi Marine Nationalpark. Der kostete für Touristen allerdings 10 Euro Eintritt (Inder zahlen 1 Euro). Mit unseren Studentenausweisen kamen wir jedoch für 0,10 Euro rein. Und wir waren ja so froh nicht den normalen Preis bezahlt zu haben, den der Nationalpark entpuppte sich als schlechter Witz: 100 Inder, die kreischend im Wasser plantschten, ein mittelmäßiger Strand, kaputte Korallen (wegen des Tsunamis) und fast keine Fische. Zum Glück sahen wir aber eines der seltenen Salzwasserkrokodile, allerdings nicht unter Wasser, sonst hätten wir es wohl nicht überlebt…

 

Wir waren froh im nächsten Ort Chiriya Tapu zum Abschluss unserer Andamanenreise noch einmal ein intaktes Korallenriff und Fische vorzufinden. Das Problem dort war allerdings, dass das Gästehaus, das 8 Euro pro Person kostete und eine Genehmigung aus Port Blair wollte (warum weiß keiner, so ist das halt in Indien). Nach einer zweistündigen Diskussion mit dem Naturparkchef durften wir dann aber unser Zelt im Ort aufschlagen. Einen passenden Platz fanden wir auf dem neu angelegten Kinderspielplatz, zur Verwunderung der Einheimischen. Da sie aber kein englisch konnten blieb es bei neugierigen Blicken und Gekicher. Schnell vergingen die letzten Tage in der Sonne und schwups saßen wir schon im Flieger zurück aufs indische Festland, nach Chennai. Dort nahmen wir sofort die 40-stündige Zugfahrt nach Delhi auf uns und kamen zu unserer Überraschung bei 5 Grad an. Da standen wir also mit unseren kurzen Hosen zwischen den in Decken gemummelten Indern. Die letzten Tage unserer 18-monatigen Asienreise verbrachten wir mit Bildern knipsen, fantastischem indischen Essen und vor allem der Souvenirjagd. Wir waren ja so froh, dass die Fluggesellschaft bei unseren 22 kg Übergepäck beide Augen zudrückte, sonst wär es noch einmal richtig teuer geworden.

 

Unseren Familien machten wir weiß, dass wir am 23.12. ankommen. In Wirklichkeit wurden wir aber schon am 22.12. von David, Steffi, Christoph, Meike und Doro in Frankfurt abgeholt. Die ersten Stunden in Deutschland wollten wir nicht mit einer Masse von Leuten (wenn man unsere Familie zusammen nimmt, dann kann man schon von einer Masse sprechen), sondern gemütlich im kleinen Kreis verbringen. Der nächste Tag mit unseren Familien war wunderschön für uns: gehisste Indienfahne, ein Berg Knödel, eine Kiste Sekt und viel Tränen.