Nepal 3

Nachdem wir Lila und Mark bei ihrer Verwandschaft in Kathmandu abgesetzt hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz für unseren Braunen. Im Kathmandu Peace Guesthouse wurden wir fündig und parkten dort für die nächsten Tage. Bereits am nächsten Morgen standen ganz unverhofft Kerstin und Rudi vorm Bus. Die Wiedersehensfreude war groß und wir konnten gemeinsam die Stadt erkunden. Von vielen anderen Reisenden hatten wir gehört, dass Kathmandu sehr indisch sein sollte, mit viel Müll, Smog, aufdringlichen Bettlern und chaotischen Verkehrsverhältnissen. Wir machten uns auf das Schlimmste gefasst und waren überrascht: Kathmandu gefiel uns auf Anhieb. Hinter jeder Ecke, im noch so kleinsten Winkel verbarg sich ein ansehnlicher Tempel, tolle alte Holzhäuser und das ursprüngliche nepalesische Straßenleben.

Neben vielen hinduistischen Sehenswürdigkeiten gab es auch die der Exil-Tibeter. So marschierten wir unter anderem zum Swayambhutempel, der wegen der umherstreunernden Affen auch Affentempel genannt wird. Buddha wird nicht nur von Buddhisten sondern auch von den Hinduisten verehrt, denn er gilt als Reinkarnation der hinduistischen Gottheit Vishnu. Wir taten dort das, was wir am Liebsten bei solchen Sehenswürdigkeiten machen, wir beobachteten die Einheimischen beim Beten, bei der Meditation oder ganz einfach beim Verrichten ihrer alltäglichen Dinge. Nach einer gewissen Zeit waren wir hungrig und gingen in den erstbesten Laden um tibetische Momos (gefüllte Teigtaschen) zu essen. Der Besitzer des Bretterbudenrestaurants konnte kaum glauben, dass Janus wirklich 30 dieser Dinger verzehrt hatte und wollte unbedingt ein Foto mit ihm. Gut gestärkt und mit rundem Bauch ging es weiter zum Durbar Square, ein Gelände mit alten Tempeln und Holzhäusern.

 

In Kathmandu hatte unser Bus mal wieder seine Wehwehchen. Diesmal war die Lichtmaschine dran. Unsere beiden Batterien wurden einfach nicht mehr geladen. Janus und Rudi machten sich dran die Ursache zu finden. Nach langer Suche konnten sie die Ursache beheben. Zeitfaktor: vier Tage, finanzieller Aufwand: 4 Euro (inklusive neuem Lötkolben).

 

Der eigentliche Grund warum wir nach Kathmandu kamen war allerdings ein anderer. Wir brauchten mal wieder ein Visum für Indien und stellten uns früh morgens in die Schlange bei der Botschaft. Um einen Antrag auf ein Visum zu stellen mussten wir allerdings zuerst über die indische Botschaft in Kathmandu ein Fax zum indischen Konsulat in Frankfurt schicken, um eine Art Unbedenklichkeitsbescheinigung zu erhalten. Die Antwort lässt mindestens eine Woche auf sich warten, bevor man sich wieder in die Schlange stellen kann, um seinen Antrag abzugeben. Solange wollten wir natürlich nicht warten und lieber zu einem späteren Zeitpunkt wieder kommen. Fortsetzung folgt.

 

Mittlerweile wissen wir ja, dass die Welt klein ist und Kathmandu ist noch viel kleiner. Daher waren wir gar nicht so überrascht wieder auf den Motorradreisenden Spanier Juan und den deutschen Radler Werner zu treffen, die wir beide in Pakistan kennen gelernt hatten. Nachdem wir uns die neusten Geschichten erzäht hatten und die aktuellen Reiseinformationen ausgetauscht hatten, mussten wir uns allerdings wieder voneinander verabschieden. Für Juan ging es mit seinem Motorrad per Flugzeug weiter nach Bangkok, während Werner zum Weihnachtsfest in die Heimat flog. Von Kerstin und Rudi verabschiedeten wir uns nur für ein paar Tage, denn wir hatten vereinbart Weihnachten und Silvester in Pokhara zusammen zu verbringen.

 

Wir fuhren erst mal weiter zum nur wenige Kilometer entfernten Boudha. Die Hauptattraktion dort ist eine buddhistische Stupa, die heilige Reliquien Buddhas enthalten soll. Buddhistische Pilger, hauptsächlich Tibetische, umlaufen im Uhrzeigersinn die Stupa, während sie Gebetsmühlen drehen, die die Gebete mit dem Wind in alle Welt tragen sollen. Andere wiederum werfen sich immer und immer wieder ehrfürchtig auf Holzbrettern zu Boden. An dem Tag unseres Besuches war ein besonders Fest und ca. 2000 Mönche hatten sich um die Stupa versammelt. Ein Lama rezitierte Gebete, während Zimbeln, Trommeln und riesige Tröten zu hören waren. Eine mystische Stimmung lag auf dem Gelände. So musste es wohl vor langer Zeit in Lhasa gewesen sein. Am nächsten Morgen wurden wir leider von unserem Parkplatz im Hof eines Hotels verjagt, so dass wir schon früher als geplant weiter fuhren. Unsere nächste Station war die Altstadt von Bhaktapur, die ebenfalls nur wenige Kilometer weiter lag. Für diese Sehenswürdigkeit werden westlichen Touristen 7,50 € abgeknöpft. Es war nicht leicht für uns die zehn Kassenhäuschen, die an jeder Zugangsstraße zur Altstadt aufgestellt waren zu umgehen. Wir parkten den Bus vor der Stadt und schlichen uns durch eine schmale Gasse hinein. Aber auch hier waren wir nicht ganz entspannt und sicher, da auch im Gelände Aufpasser in Zivil waren. Wir sagten uns einfach, dass wenn sie uns erwischen, wir länger in der Stadt bleiben und wenn nicht am gleichen Abend wieder raus schleichen. Die Altstadt Bhaktapurs war spitze. So viele verzierte Tempel, schnuckelige Paläste und kleine Holzhäuser gab es nur hier. Und wir hatten Glück: am Nachmittag verließen wir mit den 15 € die Altstadt.

Zum Schlafen ging es am Abend in ein kleines Wäldchen. Wir hatten gerade einige Stunden geschlummert als wir Geräusche vorm Bus hörten. Eine Gruppe betrunkener Nepalesen hatte die grandiose Idee uns mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu reißen, indem sie immer wieder an den Bus schlugen, ein Feuer (unter anderem aus alten Autoreifen) entzündeten und mit ihren knatternden Motorrädern um den Bus fuhren. Wir versuchten es zuerst mit Rufen aus dem Inneren. Aber gerade jetzt hatten sie Lust noch mehr an die Karosserie zu hauen bis wir die Schiebetür öffneten und ihnen bestimmt mitteilten, dass sie sofort die Fingern von unserem Auto lassen sollten. Zwei total Betrunkene drohten uns daraufhin Schläge an. Der Rest der Gruppe hielt sie allerdings zurück und unsere Engelszungen wurden Gott sei Dank erhört. Das hätte auch anders ausgehen können...

 

Am nächsten Morgen ging es mit Augenringen weiter nach Nagarkot, von wo man aus eine super Sicht auf das Himalayapanorama hat. Wir versuchten die unzähligen Bergspitzen zu zählen, wurden aber immer wieder von der Unmenge an Nepalesen, die dort picknickten und einen riesigen Müllberg hinterließen gestört.

Nach Nagarkot ging es für uns wieder zurück nach Pokhara. Zwei Tage später erreichten wir die Stadt, die wir mittlerweile schon gut kannten. Auf dem Overlander-Campingplatz trafen wir dann wieder auf Kerstin und Rudi sowie 15 weitere Overlander. Besonders eine französische Familie mit vier Kindern, die in einem Mercedes-LKW seit vier Jahren unterwegs sind, hinterließen einen mächtigen Eindruck. Zusammen feierten wir bei einem lieb gestalteten Stall (als Jesuskind musste ein Stofftier der Kinder herhalten) an einem Lagerfeuer Weihnachten. Nachdem jeder ein Weihnachtslied in seiner Muttersprache gesungen hatte (wir trällerten „O Tannenbaum“) bedienten wir uns beim selbst gemachten Glühwein und grillten Wasserbüffelsteaks. So konnten wir gut unser erstes Heimweh nach der Familie und der Weihnachtsgans überstehen.

Am darauffolgenden Tag skypten wir dann mit Ursels Familie. Toll alle wohlbehalten vor der Kamera rumspringen zu sehen.