Indien 8

In Diu, in dem es neben Stränden das billigste Bier in Indien gibt, erlebten wir eine Woche Dauerregen. Eines Tages war es so heftig, dass die halbe Stadt 20 cm unter Wasser stand, Bäume wurden vom Wind umgeknickt und Stromleitungen abgerissen. Wir saßen gerade in einem Restaurant, das verbarrikadiert wurde, als Fischermänner auf der Straße riefen, dass ein Zyklon über der Stadt sei. So harrten wir noch weitere zwei Stunden im Dunkeln aus bevor es zurück ins Zimmer ging. Wir waren froh, dass wir im 2. Stock hausten und alles trocken blieb. Nach mehreren Tagen kam dann endlich die Sonne zum Vorschein und wir konnten zu Fuß bzw. mit einem kultigen 80er Jahre Moped die Insel erkunden. Die Wellen waren, die wie so oft in Indien, so hoch, dass man kaum baden konnte. Am Abend dann gesellten wir uns des Öfteren in eine Bar, um die betrunkenen Inder zu beobachten (eine Unterhaltung war wegen des hohen Alkoholgehalts im Blut zu meist nicht möglich) oder tauschten uns mit anderen europäischen Reisenden bei Barbecue und Bier aus.

 

Rasch vergingen 12 Tage und weiter ging die Reise nach Bombay, die Stadt mit den teuersten Hotelzimmern in Indien. Für 12 Euro gab es ein kleines Kabuff mit ekelhaftem Gemeinschaftsbad auf dem Flur. Unser Hauptgrund wieder einmal nach Bombay zu fahren war unser letzter Besucher aus der Heimat, Thomy, mit dem wir gleich weiter nach Goa fahren wollten. So ließen wir aus Zeitgründen zwei Angebote für Statistenrollen in einem Bollywoodfilm für den nächsten Tag sausen. Wir lasen bereits im Reiseführer, dass junge Reisende manchmal für solche Rollen gesucht werden. Nachdem wir einen Tag zu dritt in Bombay verbracht hatten, ging es mit dem Zug nach Goa. Um allerdings zu unserem Abfahrtsbahnhof zu kommen, mussten wir, da die Taximafia uns abzocken wollte, mit dem Vorortbummelzug die 1,5 Stunden lange Strecke in der Rush Hour zurücklegen. In den Zug zu kommen war kein Problem, da wir in der ersten Station einstiegen, jedoch das Herauskommen. In dem 100 % überfüllten Zug bekamen wir eine kleine Einweisung der Inder, wie man hier auszusteigen hat:

 

1.Zwei Stationen vor der unseren schon aufstehen (wir Glücklichen hatten Sitzplätze…)

2.Vordrängeln, Drücken und Schubsen

3.Gepäck von anderen Indern reichen lassen

4.Eine Station vorher mindestens 3 bis 5 m vor die Tür rücken

5.Wenn ein Inder ruft “Push now!“ drücken was das Zeug hält, denn dann sind wir da (obwohl einem die Menschenmasse sowieso herausdrückt)

 

Wir hatten es also Dank der Inder geschafft pünktlich zu unserem Nachtzug nach Goa zu kommen. Die letzten 40 km in Goa fuhren wir eingequetscht in einer Rikscha nach Palolem, wo wir bereits letztes Jahr waren. Dort verbrachten wir fünf tolle Tage mit schwimmen, Rotwein und Pizza. Zwei Tage davon liehen wir uns einen Roller und erkundeten die umliegenden Strände. Weiter ging es dann nach Vagator, das 60 km nördlich lag. Der Ort war viel ruhiger als Palolem und so konnten wir uns dort gut erholen. Nachdem wir Thomy in Goa zum Flughafen brachten ging es für uns weiter mit dem Zug nach Bangalore, um Ashok, einen indischen Freund von der ersten Indienreise zu besuchen. Er zeigte uns neben seinen Lebensverhältnissen auch das Nachtleben der Stadt. In einer Kneipe trafen wir auch noch Surjet und Vijay, ebenfalls Bekannte vom letzten Jahr. Lustig war folgender

Dialog und Surjet und Ursel:

U: Warum essen die Inder nie ihren Teller auf?

S: Das ist ein spiritueller Rest, für die Götter und so. Und warum esst ihr immer alles auf?

U: Bei uns zu Hause hatten wir über dem Esstisch ein Bild von armen asiatischen Kindern, die nur Reis haben. Deswegen mussten wir alles aufessen.

S: Ach ne, wir hatten auch so ein Bild in der Küche, allerdings von dicken deutschen Kindern und meine Eltern meinten: iss nicht alles, sonst wirst Du auch so…

 

Nach zwei lustigen Tagen in Bangalore ging es für uns weiter ins nördliche Sikkim. Um dort hin zu kommen, saßen wir 50 Stunden im Zug, übernachten am Bahnhof in New Jalpaiguri in einem insektenverseuchten Zimmer und landeten dann nochmal in einem Bus, der uns ins fünf Stunden entfernte Gangtok in Sikkim brachte.