Kambodscha

Am 10. März überquerten wir die vietnamesisch-kambodschanische Grenze mit einem Boot. Auf unserem ersten Grenzübergang auf dem Wasserweg tuckerten wir gemütlich zu den beiden Grenzposten und holten uns unsere neuen Stempel ab. Erste Station war die Hauptstadt Phnom Penh, die wir erst in der Dunkelheit erreichten. Dies ist ein sehr verbreiteter Trick der Busunternehmer: die Anreise wird in die Länge gezogen (z. B. durch fünf Mal Pause machen) und die Neuankömmlinge vor einem ausgewählten Gästehaus ausgesetzt (meist dies, das die höchste Provision bezahlt), um eine pro Kopf-Provision vom Gästehausbetreiber zu kassieren. Viele haben keine Lust in der Nacht noch eine andere Bleibe zu suchen und die Rechnung geht auf. Jedoch nicht mit uns. Wir fanden in einer ruhigen Seitengasse ein No-Name-Gästehaus mit seriösem Erscheinungsbild. Ab 20 Uhr jedoch offenbarte das Gästehaus sein wahres Klientel, es war ein Stundenhotel. Ohro-Pax sei Dank konnten wir in der Nacht einige Stunden schlafen.

 

Kurz darauf verließen wir die Hauptstadt Richtung Norden, da Janus seinen Geburtstag an einem bei Banlung gelegenen Vulkansee feiern wollte. Nach zweitägiger Anreise per Bus und Pick-up erreichten wir Banlung, die Staubstadt. Da die Strassen aus roter Erde bestanden und gerade Trockenzeit war, staubte es Tag und Nacht. Der kleinste Windstoss, jedes Auto oder jeder Roller wirbelten Unmengen von Staub hoch, alles war staubbesetzt, selbst im Zimmer unseres Gästehauses und nur Touristen trauten sich ohne Atemschutz auf die Strasse. Mit ausgeliehenen Fahrrädern erkundeten wir die vielen Wasserfälle, Dörfer, Wälder und natürlich auch den Vulkansee. Am 18.03. war es soweit und wir köpften eine Geburtstagrotweinflasche am See, die wir bereits seit zwei Wochen mit uns trugen. Danach mischten wir die Dorfjugend an der Badeplattform auf. Beim Springen waren sie uns überlegen, doch als wir unsere Tauchermasken hervorholten und ein paar Sachen vom fünf Meter tiefen Grund holten, kamen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. In dem kleinen Städtchen entdeckten wir unsere Vorliebe für “Topfläden”. Auf einem Tisch am Straßenrand stehen ca. zehn große Töpfe mit Deckel, die verschiedene Suppen und Gemüse-Fleischvariationen enthalten. Man schaut in die Töpfe, zeigt auf das was man haben will und nach ein paar Sekunden steht das Essen schon vor einem. Ein sehr gutes System um ohne kambodschanische Sprachkenntnisse etwas zu essen zu bekommen. Bei einem Tagesausflug sahen wir plötzlich einen Elefanten am Fluss Wasser trinken. Weit und breit war kein Mensch zu sehen und als der Elefant sich auf uns zu bewegte bekamen wir Angst. Als er nach ein paar Metern stockte, bemerkten wir die massive Kette, mit der er an einem Baum festgebunden war. So konnten wir in aller Ruhe ein paar Fotos von ihm schießen.

 

Nach acht schönen Tagen ging es weiter in den Südosten von Kambodscha. Wiederum zwei Tage dauerte die Fahrt bis dorthin. In Kampot hatte der letzte Regen die Straßen überflutet . So liefen wir in der kniehohen braunen Brühe umher auf der Suche nach einem Gästehaus und hatten zum Glück bald Erfolg. Am nächsten Tag schwangen wir uns wieder auf ausgeliehene Fahrräder und gingen Janus’ neuster Lieblingsbeschäftigung nach – Höhlen erforschen. Nach 15 km erreichten wir eine vom Tourismus verschonte Höhle, an der gerade Sprengungen stattfanden. Ursel war diese Situation zu heikel. Janus ließ sich aber nicht abhalten und ging allein hinein. Zum verabredeten Zeitpunkt kam er allerdings nicht wieder, so dass Ursel zwei Führer (Kinder – es sind die einzigen die sich wirklich in den Höhlen auskennen) im nahe gelegenen Dorf organisieren musste und mit ihnen die Höhle absuchte. Als die drei nach 45 Minuten ohne Erfolg wieder heraus kamen, war Janus bereits wieder da und völlig erschöpft. Während Ursel Todesängste ausstand, hatte Janus in der gigantischen Höhle einfach die Zeit vergessen. Glücklich suchten wir den erstbesten Topfladen auf und aßen zur Feier des Tages die doppelte Portion. Die nächsten beiden Höhlenexkursionen starteten wir dann wieder gemeinsam.

Unsere nächste Station war Sianoukville, der einzig wirkliche Badeort in Kambodscha. Auf der Fahrt dorthin saßen wir zu zehnt in einem normalen PKW: auf dem Beifahrersitz waren zwei Männer, die Rückbank teilten wir uns mit einer vierköpfigen Familie. Der Höhepunkt war jedoch, dass sich sogar der Fahrer seinen Sitz mit einem weiteren Mann teilte. In dem Ort angekommen bekam Ursel Fieber und grippeähnliche Symptome – Anzeichen für Malaria. Doch als der Test negativ ausfiel, griffen wir beruhigt auf die Standardbehandlung zurück. Zwei Tage später lagen wir allerdings und diesmal beide flach. Wieder einmal hatten wir einen dieser abartigen asiatischen Durchfälle, so dass wir sogar in ein Krankenhaus gehen mussten. Leider konnte die Ärzte im Krankenhaus kein englisch und wir versuchten mit Gestik und Geräuschen klar zu machen, dass wir Durchfall hatten. Der Arzt verstand anscheinend überhaupt nichts, denn er unternahm erst einmal eine Ultraschalluntersuchung und ließ dann seine einzigen beiden Worte in englischer Sprache heraus: "No Baby!".... Dank Chemiekeule geht es uns mittlerweile wieder gut.

 

Auf dem Weg zu unserer letzten Station, den Tempeln von Angkor, machten wir wieder einmal einen Zwischenstopp in Phnom Penh, um beim shoppen unsere letzten Kapazitäten im Rucksack auszunutzen. Dabei sprengten wir allerdings den Rahmen und mussten, wie zum Teil auch die Einheimischen mit einem 50 Liter Reissack weiterreisen. Die Tempel in Angkor sind die Touristenattraktion in Kambodscha. Ganze Busladungen mit Touristen werden durch das weitläufige Gelände gekarrt und zu Stosszeiten sind manche Tempel total überfüllt. Wir entschieden uns mal wieder für die Budgetreisendenvariante, liehen uns zwei Klappfährrader und erkundeten so das weitläufige Gelände. Während wir so durch den Dschungel fuhren sprangen plötzlich Polizisten auf den Weg und gaben uns zu verstehen, dass wir sofort anhalten und uns an die Seite stellen sollten. Nur warum? Kurz darauf kam eine Polizeieskorte und eine S-Klasse an uns vorbei gefahren. Der Mann im Wagen sah ganz normal aus. Als die Eskorte weg war fragten wir die Polizisten wer der Mann im Wagen war. Sie schüttelten nur den Kopf und sagten: "The King of Cambodia!". Trotz der schönen Anlage hatten wir nach einem Tag die Nase voll. Wir waren verwundert, dass so mancher sogar eine ganze Woche lang, bei 40 Grad zwischen den Steinhaufen herumirrt ohne einen Sonnenstich zu bekommen. Da fanden wir die Pagoden im burmesischen Bagan viel authentischer und entspannter. Nach ein paar Tagen, die wir überwiegend in Topfläden und auf dem Markt an den Essensständen verbrachten (kein Durchfall), ging es auch schon wieder nach Thailand.